Nachdem ich Estland und Lettland schon bereist hatte, war ich furchtbar neugierig darauf, auch Litauen, den dritten baltischen Staat, kennenzulernen. Bis vor kurzem wusste ich rein gar nichts über das Land oder seine Hauptstadt Vilnius. Ich bin neugierig auf alle Länder und es war klar, dass ich irgendwann nach Litauen kommen würde, schon alleine, um meinen „Baltikum-Liste“ zu komplettieren. Ich hatte aber nicht die geringste Ahnung, was für ein Juwel dort auf mich warten würde… Ansatzweise verstand ich es, als ich im Februar (im Flugzeug nach Lettland) in meinem Baltikum-Reiseführer blätterte. Ich erfuhr, dass Vilnius die größte Altstadt Osteuropas hat, die (zu Recht, kann ich Euch jetzt sagen) zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Dass mir Vilnius allerdings derart gefallen würde, hatte ich trotzdem nicht erwartet. Da der Urlaub für dieses Jahr schon verplant war, wurde es nur ein Wochenendtrip in die Hauptstadt und ihre Umgebung. Trotzdem haben wir in den 48 Stunden Litauen viel erlebt. Daher freue ich mich, Euch an meinen „perfekten 48 Stunden in Vilnius“ im Rahmen der Blogparade von Travellers Insight, dem Reiseblog des Flughafens München, teilhaben zu lassen.
Das moderne Leben in der Neustadt genießen
Da unser Flugzeug spät in der Nacht in Vilnius landete, hatten wir uns ein größeres Hotel mit 24-Stunden-Rezeption ausgesucht. Auch wollten wir gerne im Zentrum wohnen, da wir nicht so furchtbar viel Zeit für Vilnius hatten und auch noch unbedingt das Inselschloss Trakai im Umland sehen wollten. Wir mieteten uns daher im riesigen Novotel Vilnius Centre am Boulevard Gedeminas-Prospekt in der Neustadt ein, in Fußreichweite zur Kathedrale und zur Altstadt – und mit einem genialen Blick über die vielen Kirchtürme von Vilnius von unserem Zimmer im siebten Stock. Diese Aussicht war auch der Grund, warum wir den Burghügel nicht bestiegen, was von vielen als Muss für einen Vilnius-Besuch angesehen wird. Als wir am Samstag das Hotel verließen, fanden wir uns bei schönstem Wetter auf einem herrlichen, mit Bäumen gesäumten Prachtboulevard wieder. Kaum vorstellbar, dass sich hier vor ein paar Jahren noch eine absolut uninteressante Straße befand. Vilnius boomt, Litauen hat ein beeindruckendes Wirtschaftswachstum. Ich vermeide allzu viel Shopping, weil ich es nicht nachhaltig finde und mein Geld lieber für Reisen und andere Erlebnisse mit lieben Menschen ausgebe. Auf Vilnius Gedeminas Boulevard hatte ich aber richtig Lust dazu und ich brauchte ohnehin ein paar Sachen. Das G09 ist eine tolle Mall, auch mit interessanter Gastronomie. Hier gab es einige Angebote, die ich zu Hause in Deutschland vermisse. Also begann ich den Trip in Vilnius ganz anders als geplant und mein erster Eindruck wich auch stark von meinen ursprünglichen Erwartungen ab: Mit einer derart modernen Stadt hatte ich nicht gerechnet.
Die Altstadt: Sich in barocker Pracht verlieren
Obwohl es uns in der Neustadt gefiel, achteten wir trotzdem darauf, uns nicht zu lange dort aufzuhalten. Schließlich wartete nebenan die größte Altstadt Osteuropas auf uns. Wir setzten also unseren Spaziergang in Richtung Kathedralenplatz fort. Die schneeweiße neoklassizistische Kathedrale St. Stanislaus ist sehr sehenswert und hier war am späten Vormittag noch nicht viel Betrieb, so dass man gut fotografieren konnte. Neben der Kathedrale beginnen die Gassen der Altstadt. Durch sie lässt man sich am besten einfach treiben. Im wunderschönen alten Vilnius gibt es viel zu entdecken: kunstvolle barocke Fassaden, malerische Hinterhöfe und an jeder Ecke eine interessante Kirche. In den Gassen und Höfen verbergen sich jede Menge sehenswerte und kreative Cafés. Die Altstadt hat es uns definitiv angetan.
Trakai: Ein Abstecher ins ländliche Litauen
Am Nachmittag verließen wir die Stadt in Richtung unseres nächsten Ziels. Das ist etwas, das ich sehr gerne im Rahmen eines Städtetrips mache, vor allem, wenn ich ein neues Land besuche. Ein kurzer Besuch auf dem Land kann einem nochmal ein ganz anderes Verständnis geben. Wir steuerten die Inselburg von Trakai an, eine Ikone auf vielen Baltikum-Reiseführern und so ziemlich das einzige Bild, dass ich bis vor kurzem im Kopf hatte, wenn ich an Sehenswertes in Litauen dachte. Zunächst fuhren wir mit dem Auto durch dichten Wald, was typisch für die ganze Region des Baltikums ist. Schon bald tauchten Gärtchen mit viel Streuobstbäumen und die ersten aus Holzlatten gebauten Häuser auf. Wie erwartet gab es in Trakai regen Betrieb. Trotzdem war die Atmosphäre nahe der wiederaufgebauten Backsteinburg, die ursprünglich im Mittelalter errichtet wurde, recht entspannt. Um die Burg kreisen Ruderboote und Seegelschiffe. Die Seenlandschaft um Trakai ist riesig und wirklich beeindruckend. Auf dem kurzen Uferspaziergang rund um die postkartenreife Miniaturinsel hat man tolle Blicke auf den See und das schilfbewachsenes Ufer. An manchen Ecken kann man sich auch gut niederlassen und trotz der vielen Besucher Ruhe finden. Trakai bietet übrigens mehr als die Inselburg. In unmittelbarer Umgebung der Brücke, die das Festland und die winzige Burginsel verbindet, stehen viele bunte Holzhäuser. Zusammen mit den blühenden Obstbäumen sahen sie Anfang Mai besonders hübsch aus und bekamen die Aufmerksamkeit meiner Kamera genauso lange wie die Burg. Mein Tipp: Trakai solltest Du bei einem Vilnius-Besuch unbedingt einplanen.
Rund um den Fluss Vilnia: Idyllisches Vilnius
Am nächsten Tag hieß unser Ziel Užupis. Das ist ein schräges Stadtviertel, das von der Altstadt der litauischen Hauptstadt gesehen am anderen Ufer des Flusses Vilnia liegt. Die Bewohner haben Užupis zur „unabhängigen Republik“ erklärt und sich eine eigene Verfassung mit witzigen Gesetzen gegeben, wie z.B. dem Recht auf Feiern. In diesem Viertel wohnen viele Künstler und ich war neugierig, dieses besondere Fleckchen von Vilnius zu besuchen. Letztendlich waren wir aber eher enttäuscht, was damit zusammenhängen könnte, dass am Sonntag zu nicht allzu fortgeschrittener Stunde die feierfreudigen Bewohner noch schlafen.
Angezogen fühlten wir uns aber von dem schönen Terrassencafe „Užupio kavinė“ hinter der Brücke, die nach Užupis führt. Hier sitzt man unter hohen Bäumen am Hochufer des Flusses Vilnia. Als Münchner fühlten wir uns in diesem Biergarten-Flair sofort wohl. Ebenfalls (allerdings irritierend) „münchnerisch“ fand ich es, im Café mehr Louis Vuitton-Taschen als Rastazöpfe vorzufinden, die ich in der alternativen Republik eigentlich erwartet hatte. Bei unserem gemächlichen Kaffee neben dem plätschernden Wasser beobachteten wir eine orthodoxe Prozession, was mich wieder daran erinnerte, dass ich doch einige Kilometer von zu Hause weg war.
Wir beschlossen, Užupis nicht mehr genauer zu erkunden, sondern steuerten einen idyllischen Park auf der anderen Seite der Vilnia an. Hier fanden wir kleine Seen und wie in der ländlichen Umgebung von Vilnius blühende Obstbäume. Wir hatten den Park am vorherigen Abend entdeckt, als wir auf dem Weg in ein Restaurant zufällig vorbeifuhren. Wir gingen noch einmal zurück zum anderen Flussufer und konnten etwas im wilden Grün am Ufer entlangwandern. Die idyllische Seiten von Vilnius haben mir sehr gut gefallen.
Ein Fest: Vegan in Vilnius
Was ich unbedingt noch erwähnen muss, ist, dass man als Veganerin in Vilnius ganz hervorragend aufgehoben ist. Hier gibt es viele Möglichkeiten, gut und kreativ vegan zu essen. Das liegt möglicherweise auch an der jungen Bevölkerung. An der Universität von Vilnius, die die älteste in Osteuropa ist, sind um die 200.000 Studenten eingeschrieben. Von der authentischen Kneipe mit veganen Burgern bis hin zum Yogastudio-Anhängsel mit malerischem Innenhof findet man an vegan-vegetarischen Restaurants fast alles. Besonders hervorheben möchte ich das vegane Raw-Food-Restaurant „Botanique“, das sonntags mit einem köstlichen Brunch aufwartet. Jede Woche gibt es eine andere Zusammenstellung von Speisen. Neben Häppchen mit Avocadocreme gab es auch Smoothie Bowl und leckeres Gebäck. Wir hatten es rein zufällig entdeckt. Ein Raw-Food-Restaurant wollte ich schon immer mal besuchen. Toll, dass es sich spontan in dieser schönen Stadt ergeben hat.
Transparenz: Die Verlinken kommerzieller Anbieter basiert auf meiner freiwilligen Entscheidung. Die Kosten für unsere Reise haben wir komplett selbst getragen.
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