Meine Reiseleidenschaft begann schon früh in meinem Leben, und zwar mit dem Orient. Inzwischen habe ich einige orientalische Länder bereist. In jedem vermutete ich Spuren von „1001 Nacht“ und fand sie manchmal auch. Jedoch lernte ich erst viele Jahre später das Sultanat Oman kennen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich keine Vorstellung, wie nah ein Land meinem Traum von 1001 Nacht tatsächlich kommen kann.
Ist der Oman geeignet für Individualreisende?
Die meisten Oman-Reisenden machen Ressort-Urlaub und buchen organisierte Ausflüge, um etwas vom Land zu sehen. Im Oman gibt es zweifellos herrliche Ressorts und bei gebuchten Touren kann man viel erleben. Auch wir probierten so eine Tour im Minibus mit ein paar anderen Reisenden aus und verbrachten so einen schönen Tag. Allerdings kommen diese organisierten Ausflüge ziemlich teuer und wir bevorzugen langfristig dann doch die Freiheit, auf eigene Faust unterwegs zu sein. Den Oman kann man wunderbar auch mit einem kleineren Budget bereisen und individuell ein kleineres Hotel buchen. Das Land bietet Vielfalt und jede Menge Abenteuer, was es für Individualreisende sehr spannend macht. Mit dem Mietwagen kann man bis zur Wüste vordingen, was wir auch taten. Allerdings ist zu beachten, dass im Oman der Straßenverkehr nicht ungefährlich ist, da ziemlich aggressiv gefahren wird. Wem das zu unsicher ist, aber trotzdem kein Vermögen ausgeben möchte, dem empfehle ich ein kleineres selbstständig gebuchtes Hotel und die eine oder andere Fahrt mit einer Gruppe. Von großem Vorteil für individuelle Reisen im Oman ist, dass es sich um ein sehr sicheres Land handelt. So sagte uns zum Beispiel unser Autovermieter ganz selbstverständlich, wir sollen den Schlüssel nach der Rückgabe einfach im offenen Auto lassen. Auch im Basar von Mutrah lassen die Händler in der Mittagspause einfach ihre Waren unbeobachtet liegen.
Eine Hauptstadt für Outdoor-Liebhaber und Romantiker
Die Hauptstadt Muskat wählten wir für den Großteil unserer Reise als Basis. Wir übernachteten im Qurum Beach Hotel, nicht weit vom belebten Al-Shatti-Beach. In unmittelbarer Nähe befanden sich einige Einkaufsmöglichkeiten und gute Restaurants. Der moderne Stadtteil Qurum ist mit seiner Infrastruktur zwar sehr komfortabel, der Zauber Maskats befindet sich aber an anderen Stellen. Maskat ist geografisch keine zusammenhängende Stadt, sondern besteht aus vielen einzelnen Orten, die gewisse Entfernungen zueinander haben, in ein paar Fällen auch mit höheren Bergen dazwischen. Das macht Maskat für Wanderbegeisterte so attraktiv. Mein Highlight in dieser Stadt ist eine Bergtour, die unmittelbar hinter dem Souk der Altstadt Mutrah beginnt. Vor dem Abstieg am Ende der Tour wird man mit weiten Blicken über den tiefblauen Golf von Oman belohnt. Die große Überraschung auf dieser Tour war für mich, dass man in der Höhe so etwas wie ein Mini-Wadi durchquert. Auch Palmen gibt es da oben. Im Frühjahr ist die Tour besonders schön, da alles farbenprächtig blüht. Uns begeisterte die Wanderung so sehr, dass wir sie insgesamt zweimal, jeweils in die andere Richtung machten. Anderen Menschen begegneten wir auf der Tour übrigens kaum. Das brauche ich beim Wandern auch nicht, da ich lieber in Ruhe den Kontakt mit der Natur und die Ausblicke genieße.
Unabhängig davon, in welche Richtung ihr die Tour macht, den Mutrah Souk dürft Ihr nicht verpassen. Ich habe schon einige Souks und Bazare im Orient erlebt, aber keiner war so schön wie dieser. Das hängt vermutlich damit zusammen, dass der Souk so verschachtelt ist, dass man sich leicht verläuft. Und genau das ist das schönste Erlebnis hier. Ich bin an für sich nicht so kauffreudig, denn mein Motto ist „collect moments, not things“. Aber im Souk von Mutrah habe ich ein so schönes Weihrauchgefäß aus Messing gefunden, dass ich nicht widerstehen konnte. Natürlich musste dazu auch Weihrauch aus dem Morgenland mit… Abends ist es wunderbar, auf der Corniche von Mutrah zu flanieren, dem Sonnenuntergang über der persischen Moschee zuzusehen und anschließend auf einer Dachterrasse abendzuessen. Mutrah ist wirklich etwas für Romantiker.
Verliebt in Palmenhaine und Märchenstädte
So schön es in der Hauptstadt des Omans war, wir mussten uns trotzdem aus der Stadt rausbewegen, um das Land sehen. Zunächst nahmen wir an einer Tour teil, besuchten die Wadis Tiwi, Shab und Dayquah Dam, einen Badekrater mit herrlichem Wasser und einen weißen Strand. Die landschaftliche Schönheit des Landes zog mich überall in ihren Bann. Durch die engen Gassen rund um das Wadi Tiwi kam uns immer mal wieder ein gut gefüllter Schulbus entgegen. Der Oman legt großen Wert auf Bildung. Wir fanden es faszinierend, zu erfahren, dass der Sultan Schulkinder zur Not mit dem Helicopter aus entlegenen Bergdördern abholen lässt, um sie zur Schule zu bringen. Übrigens auch bei Mädchen: oftmals befinden sich Frauen im Arbeitsleben in Management-Positionen. Ein weiterer Punkt, der uns an diesem Land gefiel. Im Wadi Shab unternahmen wir eine sanft ansteigende Wanderung, die uns über verschiedene Ebenen des Wadi zu mehreren Wasserbecken führte. Wir begegneten dabei einem Bergbauern, der sich freundlich mit dem lieben Hund, unserem Reisestofftier (auf Instagram und Facebook) fotografieren ließ. Leider mussten wir früh umkehren, da sich Regen ankündigte und die Wadis dann innerhalb kürzester Zeit lebensgefährlich geflutet werden können.
Es war unglaublich, wie viel wir schon an einem Roadtrip-Tag im Oman erlebten und uns war klar, dass wir die nächsten Tage auf eigene Faust mit dem Auto losziehen wollten. Nachdem wir zunächst wunderschöne wilde Strände in der Nähe von Muskat erkundeten, besuchten wir die Oasenstadt Nizwa, in der Sindbad der Seefahrer geboren sein soll. Hier gibt es eine traumhafte Moschee, die mich an das Computerspiel „Prince of Persia“ erinnerte, das ich als Kind gerne gespielt habe. Vom sehenswerten Nizwa Fort aus, das wie eine Sandburg aussieht, hat man einen herrlichen Blick auf die Stadt und die Palmen der Oase. Aber auch der Souk ist einen Besuch wert. Hier geht es noch sehr authentisch zu. Anschließend sind wir in das bezaubernde Bergdorf Misfat El-Abriyeen im Hochgebirge des Omans gefahren. Das war sicherlich einer der schönsten Orte, die ich jemals gesehen habe: Esel schreiten durch enge Gassen, neben einem Meer von Palmen werden exotische Früchte wie Mangos angebaut. Einfach das Paradies. Die Bewässerungssysteme von Oasen im Oman gehören übrigens zum UNESCO-Weltkulturerbe…. Von Misfat El-Abriyeen aus kann man Bergtouren mit Esel unternehmen. Das steht immer noch auf meiner Bucketlist. Ihr seht, in den Oman möchte ich gerne zurück.
Unglaubliche Gastfreundschaft
Nach unserem Aufenthalt in Misfat El-Abriyeen fuhren wir nach Süden in Richtung Wüste. Hier wurde es abenteuerlich, denn wir machten bereits im Dunklen einen Stopp zum Essen in einem Ort, der gänzlich frei von Touristen war und dort fielen wir auch richtig auf. Weiter ging es durch eine Steinwüste. Hier empfingen wir keine Radiosender mehr mit arabischer Popmusik, die ich sehr gerne mag, sondern nur noch einen religiöse Sender. Es wurde dunkel und plötzlich erschraken wir uns fast zu Tode, als wir mit dem Auto durch Wasser schlitterten, quasi den Boden unter den Füßen verloren. Irgendwie kamen wir noch zum Stehen und verstanden, dass wir durch eine Art kleinen Fluss getrieben waren. Am Rand dieses Flusses standen einige Menschen und Autos an der Straße. Wir erfuhren, dass es sich bei dem Gewässer um ein Wadi (Fluss) handelt, das auf Grund von Regenfällen mit Wucht ins Tal geflossen ist und dass das generell eine große Gefahr für Autofahrer im Oman darstellt. Die Straße war auf Grund des Wadis zunächst nicht mehr passierbar und wir konnten unseren Weg in Richtung Wüste erst mal nicht fortsetzen. Die Omanis verständigen sich in solchen Fällen modern via Whatsapp, um der Gefahr Herr zu werden und absehen zu können, wann es weitergehen kann. In dieser abenteuerlichen Nacht lernten wir die großartige Gastfreundschaft der Omanis kennen und wurden in ein Privathaus eingeladen. Dort saßen wir auf einem Teppich und wurden großzügig mit Kaffee und Leckereien versorgt. Erst spät in der Nacht konnten wir weiterfahren und erreichten um ca. 3 Uhr unser Motel in Ibra, einer Stadt in der Nähe der Sandwüste. Das sind die Reiseerlebnisse, an die man sich ewig erinnern wird…
Der Zauber der Wüste
Am nächsten Tag brachen wir zu unserem nächsten Abenteuer auf. Unser Plan war es, in einem Wüstencamp zu übernachten. Wir fuhren zunächst mit dem Auto in ein kleines Dorf in der Nähe der Wüste, wo wir abgeholt werden sollten. Leider kam niemand und wir konnten auch niemanden vom Wüstencamp telefonisch erreichen. Da wir die Wüste aber keinesfalls verpassen wollten und nicht mehr sehr viel Zeit im Oman hatten, machten wir uns ganz auf eigene Faust auf in Richtung Sanddünen, denn ich hatte ein anderes Camp im Reiseführer gefunden. Es war erstaunlich, wie weit wir mit unserem ganz normalen Mietwagen in die Wüste hineinfahren konnten, denn die Teerstraße reichte bis in die Sanddünen. Wir freuten uns über ein für uns Nicht-Wüstenbewohner exotisch aussehendes „Achtung Kamele-„Schild. Sehr witzig fanden wir es, als kurz nach Vorbeifahren am Schild tatsächlich ein Kamel am Straßenrand entlang trottete. Wir hatten es wirklich in die Wüste geschafft…
Schon bald mussten wir unser Auto parken und konnten nur zu Fuß in Richtung Wüstencamp weitergehen und das ging leider bergauf bei glühender Mittagshitze. Etwas erschöpft kamen wir im Wüstencamp an. Dort war man überrascht, da wir nicht angemeldet waren. Man nahm uns aber auf und stellte uns schon bald Sandboards hin, mit denen wir die große Düne hinabfahren konnten. Darauf war ich wiederum nicht vorbereitet, aber ich probiere gern mal etwas Neues aus und Sandboarding machte mir richtig viel Spaß. Später wanderten wir noch eine Zeit über Sanddünen. Am nächsten Tag ließen wir uns mit einem Geländewagen rasant über Sanddünen fahren und besuchten ein kleines Dorf mit einem Markt. Hier trugen einige Marktverkäuferinnen goldene Masken und die Männer Krummdolche, was eine alte Tradition im Oman ist. Später wurden wir noch zu einem Beduinencamp in der Wüste geführt, tranken mit den Bewohnern Kaffee und unterhielten uns. Wir waren positiv überrascht, dass die Frauen hier gar nicht schüchtern waren und Chris sogar die Hand reichten, was sonst im Orient eher unüblich ist. Bei der Beduinenfamilie gab es gerade Kamelbabys, die wir als Tierfreunde natürlich bewundern mussten. Wir erfuhren einiges Interessantes, zum Beispiel, dass die Beduinenfamilie Kamele für Wettrennen züchtet. Die Beduinen sind einerseits traditionell, was zum Beispiel die Kamelzucht betrifft, andererseits sehr modern. Handys sind allgegenwärtig… Der Besuch in der Wüste und überhaupt die Reise in den Oman war ein fantastisches Abenteuer und brachte uns faszinierende Einblicke in die Realitäten dieses Märchenlandes.
Transparenz: Die Verlinken kommerzieller Anbieter basiert auf meiner freiwilligen Entscheidung. Die Kosten für unsere Reise haben wir komplett selbst getragen.
Wenn Dir mein Artikel gefallen hat, könnte Dich vielleicht auch mein Beitrag zum Thema Ökotourismus in Nepal interessieren.
Wenn Du regelmäßig Updates zu meinen Artikeln und Aktivitäten erhalten möchtest, dann trage Dich dafür ein (rechts oben am Rechner, unter dem Artikel auf dem Smartphone).
Pinne den Artikel auf Pinterest, um ihn Dir zu merken oder ihn zu empfehlen!
Der Beitrag Oman individuell: Ein Traum von 1001 Nacht erschien zuerst auf HIDDENTRACES.